Attler Naturgarten zertifiziert

Bewusstsein für Artenvielfalt und Diversität

Der heimische Garten als Erlebnisraum und ganz besonders auch als Lebensraum und Heimat für viele Pflanzen und Tiere steht im Mittelpunkt der Zertifizierung „Naturgarten – Bayern blüht“ der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau. Gärtnermeister Rainer Steidle aus der Stiftung Attl hat nicht nur seinen, sondern auch den angrenzenden Lehr- und Schaugarten der Attler Gärtnerei mit Erfolg als Naturgarten zertifizieren lassen – ganz im Sinn der Philosophie des Grünen Bereichs der Stiftung Attl.

Auf dem rund 1500 Quadratmeter großen Gelände gleich neben den Gewächshäusern der Attler Gärtnerei legen Steidle und die Mitarbeitenden der Attler Gärtnerei hohen Wert auf den Erhalt und die Förderung der heimischen Tierwelt. Sie schafften auf dem großen Gartenareal eine lebendige Vielfalt von Lebensräumen, in der sich nicht nur zahlreiche Insektenarten wohlfühlen und so zu einem natürlichen Gleichgewicht beitragen, sondern auch Igel und heimische Vögel einen idealen Lebensraum finden.

„Bei der Zertifizierung eines Naturgartens geht es vor allem auch darum, bei den Gartenbesitzern ein Bewusstsein für den ökologischen Gedanken im Hausgarten zu wecken“, erklärt Gärtnermeister Rainer Steidle, der zudem Vorsitzender des Kreisverbands für Gartenbau und Landespflege Rosenheim e. V. und selbst auch Zertifizierer für andere Gärten ist. „Bestimmte Kriterien müssen im Naturgarten unbedingt eingehalten werden“, erklärt er. Dazu gehören beispielsweise der völlige Verzicht auf chemisch-synthetische Dünger sowie chemische Pflanzenschutzmittel. Auch torfhaltige Substrate sind tabu. Ziel ist es, eine hohe ökologische Vielfalt zu gewährleisten.

Weitere Elemente, die ein Naturgarten vorweisen sollte, sind einfach blühende Stauden und Blumen, variantenreiche Strauchhecken oder Gehölze sowie standortgerechte Laub- und Obstgehölze. Ein „wildes Eck“, das Zulassen von Wildkraut und extensive Grünflächen oder Wiesenelemente tragen zur Vielfalt der Lebensräume bei. Mit sogenanntem autochthonem Saatgut, so bezeichnet man gebietseigenes Saatgut wie Kornblume, Mohn oder Gänsedistel, die in unserer Region schon lange vorkommen, ergänzt Steidle das Spektrum zu den zahlreichen Stauden im Naturgarten. Grasrotten und Totholzhaufen bieten aber nicht nur Nützlingen einen geeigneten Lebensraum: Auch Pilze fühlen sich hier wohl, gedeihen und tragen zu einem intakten Ökosystem bei.

Kompostierung, Regenwassernutzung, der sparsame Umgang damit und Nützlingsunterkünfte wie zum Beispiel die beliebten Insektenhotels wirken sich auch auf eine gute Bewertung bei der Zertifizierung aus; ebenso wie Nistkästen für heimische Vögel. „In unserem Garten gibt es Lebensräume für Blaumeisen, Kohlmeisen, Stare, Amsel, Zaunkönig oder Nischenbrüter wie das Rotschwänzchen“, beschreibt Steidle die Situation im Attler Lehr- und Schaugarten. Beerengehölze bieten zudem Nahrung. Auch die richtige Vogelfütterung über die Wintermonate sei von Bedeutung. „Insgesamt konnten wir im Winter schon über 30 verschiedene Vogelarten verzeichnen.“

Ein intakter Naturgarten bietet aber auch allerhand Ressourcen, die wiederum genutzt werden können. „Ob Rasengras, Gemüsereste, zurückgeschnittene Stauden oder Strauchwerk: All das sind Ressourcen, die wiederum als Kompost eingesetzt werden. Damit gehen Nährstoffkreislauf und Bodenpflege gemeinsam einher.“

Eine Zertifizierung sei vor allem als Selbstverpflichtung der Gartenbesitzer zu verstehen. Nur einmal kamen Vertreter des Kreisverbands zur Begehung in den Attler Garten. „Wir Gartenbesitzer auf der einen sowie die Attler Gärtnerei auf der anderen Seite stehen in der Verantwortung, zu einem ökologischen und verantwortungsvollen Bewusstsein beizutragen, in dem Artenvielfalt und Biodiversität einen hohen Stellenwert haben.“ – mjv